Klassischer Bürgerrat

Bürgerräte können in ihren Formaten so vielfältig sein, wie die Städte, die sie durchführen. Klassischerweise werden ca. 100 Personen durch ein Losverfahren zu einer Teilnahme an einem Bürgerrat aufgerufen. Diese Gruppe wird nach Diversitätsmerkmalen (Alter, Wohnort in Darmstadt, Bildungshintergrund) geordnet, damit diese 100 Bürger möglichst das ganze Stadtbild widerspiegeln. Bezogen auf das Thema, bekommen diese 100 Bürger, von relevanten Experten die Informationen, die sie brauchen, um alle gemeinsam, auf dem gleichem Wissensstand basierend, das Thema diskutieren zu können. In folgenden Kleingruppenarbeiten, werden zu verschiedenen Bereichen des Hauptthemas Lösungsvorschläge erarbeitet, die wir anschließend an die politischen Vertreter der Stadt übergeben können. Jede dieser Kleingruppen wird von einem geschulten Moderator begleitet, um sicherzustellen, dass jede Stimme auch gleich gehört wird.

Bevor die Vorschläge final übergeben werden, werden sie in der großen Gruppe noch einmal zur Abstimmung freigegeben. Anhand der Abstimmungsergebnisse können Außenstehende nachvollziehen, wie stark das Ergebnis für die teilnehmende Gesamtgruppe als repräsentativ oder wichtig wahrgenommen wird. Dies kann Ausblick darauf geben, wie die Meinungsverteilung der Darmstädter zu diesem Thema sein könnte.

Verschiedene Beispiele findest du hier: https://www.buergerrat.de/

Darmstädter Bürgerrat erster Prototyp

Was braucht es, um eine wirklich repräsentative Bürgerbeteiligung zu erzeugen? Wie schaffen wir es auch Menschen, die politisch nicht mehr interessiert sind, in die notwendigen Veränderungen miteinzubeziehen und ihren Stimmen und Bedürfnissen Gehör zu verleihen?

Keine Ahnung, aber wir wollen es herausfinden! Der erste Testlauf soll dabei helfen, die folgenden Fragen zu klären.

Wie bekommen wir Bürger, die sich politisch nicht mehr gehört fühlen, dazu bei dem Format Bürgerrat mitzumachen? Wie muss ein Thema aufgebaut sein, damit es sinnvoll und lösungsorientiert bearbeitet werden kann? Wieviel Zeit braucht es, um hilfreiche Ergebnisse zu erzeugen? Wie viele Menschen brauch es in einem Bürgerrat, um idealerweise alle Perspektiven der Stadt widerzupiegeln? Welcher Experteninput ist notwendig, um die Menschen möglichst auf den gleichen Wissensstand bei einem Thema zu bringen, bevor sie in die Bearbeitung gehen? Welche Gespräche und Partner braucht es in der Zivilgesellschaft und in der politischen Landschaft, um das Format erfolgreich weiterzuentwickeln?

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir einen ersten Testlauf konzipiert. Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass der erste Testlauf NICHT darauf ausgelegt ist, perfekt zu sein, sondern um grundlegende Fragen zu klären und Wissen anzuhäufen, um darauf aufbauend zu einem wirklich repräsentativen Format zu gelangen.

Vorbereitung - Themenfindung

Wir haben uns in einem ersten Schritt mit fast allen Fraktionen (Bündniss 90/Die Grünen, Uffbasse, VOLT, SPD, FDP, Die Linke, UWiGA) der Stadt Darmstadt austauschen können, um deren Perspektive zu lokalpolitischen Herausforderungen und Maßnahmen kennenzulernen. Im Weiteren haben wir das Thema Klima auch mit verschiedenen Vereinen in Darmstadt (Transition Town, Parents for Future, GWÖ, Fridays For Future, Klimaentscheid Darmstadt, Heinerblocks und viele weitere) besprochen, um weitere Blickwinkel erfahren. Aus diesen Informationen haben wir ein erstes Thema herauskristallisiert, dass die Bürger in diesem Pilotprojekt bearbeiten werden:

Wie soll es vor deiner Haustür aussehen? Was Brauchen wir - Straßen, Radwege, Parkplätze Grünflächen

Vorbereitung - Teilnehmer

Wir möchten eine Menschenruppe von 20-25 Teilnehmern zusammenstellen, die möglichst divers aus unsere Stadt zusammenkommt. Daher ist unser Ziel, zu lernen, wie wir die verschiedenen Menschen, die es in Darmstadt gibt, am besten erreichen und zur Teilnahme bewegen können. In diesem Test werden wir nicht, wie üblich, über Brieflosverfahren die Gruppe versuchen zu erreichen, sondern über direkte Gespräche den Kontakt suchen.

Das Pilotprojekt

Der Testlauf wird online durchgeführt und besteht aus drei Teilen mit eingebauten Pausen, um zu entspannen und gesagtes zu reflektieren. Insgesamt werden wir für den Durchlauf etwa 5 h brauchen. Es wird freiwillige “digitale Unterstützer“ geben, um die Hürde für die Teilnahme an einer digitalen Veranstaltung zu senken und allen Menschen Zugang zu ermöglichen.

Im ersten Teil (ca. 70 min) kommen die Teilnehmer zusammen und lernen sich untereinander, das Format sowie die unterstützenden Moderatoren kennen. Vorbereitend bekommen Sie beim ersten Treffen auch den benötigten Input von den Experten zu hören, der auf das Thema abgestimmt wurde.

Im zweiten Teil (ca. 90 min) wird die Gruppe in Kleingruppen von je 5 Personen eingeteilt. Jede dieser Kleingruppen bekommt zur Unterstützung einen geschulten Moderator, damit jede Person gleich gehört und einbezogen wird. Dadurch sollen die Ergebnisse die Stimmungsbilder der Gruppe bestmöglich widerspiegeln. In jeder Kleingruppe wird ein Teilgebiet des Themas bearbeitet und Lösungvorschläge erarbeitet. Diese werden im nächsten Schritt von den anderen Kleingruppen angeschaut und kommentiert und darauf aufbauend weiterentwickelt.

Im dritten Teil (ca. 115 min) arbeiten die Kleingruppen das Feedback der anderen Teilnehmer ein und finalisieren ihre Vorschläge. Diese werden anschließend anonym von allen Teilnehmern abgestimmt, um ein Feedback für die Unterstützung bzw. Ablehnung in der großen Gruppe zu sehen.

Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst.

Evaluation

Nach dem Projekt werden die Teilnehmer befragt, um den Testlauf bestmöglich weiterentwickeln zu können. Was sollte weiter beibehalten werden? Was sollte ergänzt oder abgeändert werden und was sollte weggelassen werden?

Außerdem wird mit den Fraktionen das Gespräch gesucht, um gemeinsam herauszufinden, inwiefern die Vorschläge hilfreich waren und welche Anpassungen nötig wären.

Mit allen gewonnen Erkenntnissen wird dann der nächste Testlauf vorbereitet.